„Wir haben einen prallen Forderungskatalog“ – Jennifer Münch, Vorsitzende des GDBA-Freischaffendenrats

Warum sollten gerade die Freischaffenden gewerkschaftlich in der GDBA organisiert sein?

Es ist ja so, dass vielen Freischaffende an Theatern, wir nennen sie „produktionsbezogene Gäste“, der Arbeitnehmer:innenstatus nicht anerkannt wird. Dennoch ist es wichtig, sich in der Gewerkschaft, der Interessenvertretung der Arbeitnehmenden, zu engagieren, denn zu den Bühnen-Angehörigen gehören nun auch die Gäste. Und es werden immer mehr … Die GDBA und insbesondere der Freischaffendenrat (FSR) bietet Freischaffenden die Möglichkeit, Strukturen und Netzwerke zu nutzen, z.B. haben wir einen Sitz im Tarifausschuss, um Einfluss auf die Gestaltung unserer Arbeitswelt zu gewinnen. Wichtig ist auch der juristische Beistand bzw. die Rechtsberatung und nicht zuletzt der Austausch unter uns.

Was ist deiner Meinung nach das wichtigste Thema für die Freischaffenden?

Zugegeben, die Bedürfnisse der „freien Mitgliedschaft“ divergieren, sie ist bei Weitem keine homogene Gruppe. Eins aber muss klar sein: es muss dringend verbindliche Regelungen geben, damit wir nicht, je nach Gusto der Theaterleitung oder der Umstände als „Freiwild“ gelten. Das heißt konkret: die Klärung des Arbeitnehmer:innenstatus für angestellte Gäste bzw. die Gleichstellung mit den festen Ensemblemitgliedern, die in einer „Sonderregelung Gast“ festgesetzt sind. Das betrifft insbesondere geregelte Arbeitszeiten, obwohl das auch bei den Festen verbesserungswürdig ist, Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit, Gästeunterkünfte (ja, es müssen Standards festgehalten werden: eine Wohnung ohne WLAN und ohne Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist nicht sehr gastfreundlich), sowie Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall und Ausfallregelungen. Für die Gäste mit Werkverträgen ist das A und O ein Mustervertrag, der faire Honoraruntergrenzen, aber auch faire Honorarstaffelungen – z.B. nach Erfahrung – angepasst an die Arbeitsrealität, miteinbezieht.

Jennifer Münch, Vorsitzende des GDBA-Freischaffendenrats (Foto: Antje Pohsegger)

Wie nimmst du die laufenden Tarifverhandlungen für die Freischaffenden wahr? Welche Themen werden deiner Meinung nach noch nicht mitverhandelt?

Ich bin froh, dass seit der Gründung des FSR die Situation der Freischaffenden Thema in den  Tarifverhandlungen ist und es wird allerhöchste Zeit. Wir haben einen prallen Forderungskatalog mit allen gesammelten Forderungen der Freischaffenden, den wir mit an den Verhandlungstisch bringen. In den bunten Blumenstrauß an Forderungen müssen wir, das ist klar, Priorisierungen schaffen, aber dann: steter Tropfen höhlt den Stein, kontinuierlich und stetig dranbleiben! Es ist wichtig, dass unsere Anliegen gehört werden und verbindliche Regelungen ohne Schlupfloch vereinbart werden. Zunächst ging es um die Klärung des Arbeitnehmer:innenstatus. Der erste Termin verlief tendenziell positiv.

Interview: Mesut Bayraktar (Redaktion TOI TOI TOI)

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